In das Thema Minimalismus bin ich eigentlich mehr reingeschlittert und ich habe schon lange nach einigen Minimalismus Ideen gelebt bevor ich meinem Lebensstil das Label Minimalismus gegeben habe. Für mich gibt es vier große Bereiche, weshalb ich mich für den Minimalismus entschieden habe.
Mehr Zeit fürs Wesentliche
Dieser Punkt ist natürlich für jeden individuell verschieden, was einem wichtig ist. Mir ist es wichtig, dass ich mein Leben eher um Erlebnisse als um Dinge herum organisiere. Denn zum Schluss merke ich immer wieder, dass ich mich gerne an die Dinge zurück erinnere, die ich erlebt habe. Diese Erlebnisse müssen übrigens nicht immer das ganz große Ding sein. Ich gehe zum Beispiel super gerne in Restaurants und entdecke da neue Gerichte und Geschmäcker. Deswegen gehe ich auch gerne immer wieder in neue Restaurants statt immer in die gleichen. Restaurants sind für mich auch ein gutes Beispiel, dass ein minimalistisches Leben nicht automatisch Verzicht oder günstig bedeutet. Denn bis zur Geburt unserer Tochter sind wir jedes Jahr 1-2 Mal in ein Sternerestaurant gegangen – jedes Mal natürlich in ein anderes. München ist mit seinen mittlerweile 11 Restaurants sehr gut ausgestattet. Doch häufig haben wir den Besuch mit einer Reise verbunden. Das ist eine andere Art von Erlebnissen, die mir wichtig sind.
Es ist mir wichtig, immer mal wieder rauszukommen und Neues zu entdecken. Deshalb wirst du mich selten zweimal am selben Urlaubsort finden. Denn dort kenne ich ja bereits „alles“. Überhaupt bin ich eigentlich gar nicht so für den typischen Sommerurlaub mit 3 Wochen Strand zu begeistern. Viel lieber entdecke ich Städte, erhole mich in Spas und tanke Natur in Wäldern und den Bergen. Und ganz großartig finde ich, ganz tief in andere Kulturen einzutauchen. Das geht natürlich nicht bei einem kurzen Städtetripp, sondern nur wenn man länger vor Ort ist. Deshalb nehme ich mir alle paar Jahre die Zeit, für zwei bis drei Monate in ein anderes Land zu gehen und es zu bereisen. Da hilft es auch, wenn man nicht so abhängig von Dingen ist und sich auf weniger beschränken kann. Denn ich will natürlich nicht mit meinem ganzen Hausstand umziehen, sondern nur mit einem Rucksack oder Koffer.
Leichteres Gefühl
Und genau diese Reisen haben bei mir auch den Anstupser gegeben, mich noch von mehr Dingen zu trennen. Bereits in den Jahren zuvor haben sind wir immer wieder durch unsere Dinge gegangen und haben aussortiert, was wir nicht mehr brauchen. Doch als wir in 2018 ins Wohnmobil gezogen sind, um für zwei Jahre Europa zu entdecken, haben wir Tabula Rasa gemacht. Wir haben bis auf ein paar wenige Dinge, mit denen wir emotional verbunden sind, alles aussortiert – haben es verkauft, verschenkt und leider auch weggeworfen. Der Prozess war ganz schön anstrengend, aber das Ergebnis war ein extrem befreiendes Gefühl. Da fällt mir wieder das Lied von Silbermond ein. Das Lied ist fast schon eine Hymne auf den Minimalismus als Ganzes. Und für mich spiegeln die Zeilen genau das Gefühl wieder, was ich hatte als wir alle unsere Sachen losgeworden sind und losgefahren sind.
„Eines Tages fällt dir auf,
Silbermond „Leichtes Gepäck“
Dass du 99% davon nich brauchst
Du nimmst all den Ballast
Und schmeißt ihn weg
Denn es reist sich besser
Mit leichtem Gepäck…“
Ein ganz toller Nebeneffekt, weniger Sachen zu haben ist, dass ich mich schneller und einfacher entscheiden kann. Als Unternehmerin – und auch vorher schon als Unternehmenschefin – muss ich jeden Tag etliche Geschäftsentscheidungen treffen. Und damit fällt es mir dann häufig privat schwer, mich bei trivialen Dingen wie z.B. was ich anziehe, welches Gericht ich bestelle etc. zu entscheiden. Seitdem wir weniger Sachen haben, brauche ich mich auch nicht mehr zwischen so vielen Dingen entscheiden.
Und auch wenn es darum geht, was ich tun möchte – vorher hatten wir zum Beispiel viele Gesellschaftsspiele und die riefen immer „komm spiel mit mir“. Aber irgendwie kam immer was dazwischen, so dass wir doch etwas anderes gemacht haben. Das mag jetzt etwas kleinlich klingen, doch wenn es viele Dinge gibt, die man eigentlich mal tun könnte oder müsste, lähmt es – mich zumindest. Und ich erlebe im Endeffekt weniger. Deswegen ist es so toll, jetzt weniger Optionen zu haben, so dass ich mich zwischen den vorhandenen schneller entscheiden kann und sie besser genießen kann.
Minimalismus ist nachhaltiger
Es gibt noch einen weiteren Aspekt, wenn man den Fokus auf weniger und dafür hochwertige Dinge legt. Es ist einfach besser für die Natur. Immerhin ungefähr 40% unserer Treibhausgas-Emissionen in Deutschland entfallen auf den sonstigen Konsum. Wenn ich also weniger konsumiere, fällt für die Produktion dieser Dinge weniger Treibhausgas an.
Dabei ist Minimalismus natürlich nur ein Baustein, um nachhaltiger zu leben. Doch es kann wesentlich dazu beitragen, dass wir unser Klima schützen und gleichzeitig auch weniger Müll produzieren. Denn selbst wenn man die Dinge behält, müssen sie ja irgendwie zu uns kommen. Und mal ehrlich, wer hebt schon auch noch alle Verpackungen auf und verwendet sie für etwas anderes. Und behält man das Teil nicht, wird es eben zu Müll. Und in den meisten Fällen sind die Produkte noch nicht so konzipiert, dass die Inhaltsstoffe komplett wiederverwendet werden können, so wird das meiste in Deutschland einfach verbrannt – juhu, noch mehr Treibhausgas… In anderen Ländern wird der Müll übrigens nicht verbrannt. Da dürfen die Produkte dann auch die nächsten Jahrhunderte unter sich bleiben.
Ich mag den minimalistischen Stil
Minimalismus bedeutet für mich nicht nur weniger Dinge zu besitzen und den Fokus auf das Wesentliche zu haben, sondern auch ein bestimmter Designstil. Wobei, das ist auch nicht ganz richtig, denn eigentlich gibt es mehrere Designstile, die minimalistisch anmuten. Die beiden großen minimalistisch anmutenden Stile sind der Bauhaus und das skandinavische Design. Ich persönlich mag skandinavisches Design lieber, denn es ist wärmer und gemütlicher und ich mag die zurückhaltenderen natürlichen Farben. Beide Stile vereint, dass sie klare Formen bevorzugen mit viel Platz und Licht.