In den letzen Wochen habe ich eine ganze Reihe Interviews mit Leuten geführt, die sich für Nachhaltigkeit interessieren und gerne nachhaltiger leben wollen. Ein Thema kam dabei immer mal wieder auf: Wie kann ich das Klima wirklich schützen und bringt es überhaupt etwas, wenn ich mich einschränke während die Politik weiter „dreckige“ Industrien/Stoffe wie z.B. Kerosin quasi subventioniert?
In diesem Blogpost möchte ich einmal darauf eingehen, welchen Einfluss jeder einzelne haben kann. Dazu schaue ich mir die Studie „Klimaschutz in Zahlen 2020“ vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (was für ein Name) an. Tatsächlich habe ich das Dokument erst kürzlich gefunden und ich finde, es sollte viel mehr Beachtung finden.
Wo entstehen Treibhausgasemissionen?
Ich glaube, eine der Hauptgründe dafür, dass es das Gefühl gibt, dass man selbst nichts tun kann ist die folgende Grafik, die auch in dem Bericht abgebildet ist:
Diese Grafik zeigt, welche Sektoren wie viel CO2-Äquivalente ausstoßen. Insgesamt waren dies 805 Millionen Tonnen (krasse Zahl).
Fast ein Drittel des gesamten CO2 wird durch die Energiewirtschaft ausgestoßen. Die übrigen sind mit Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft die üblichen Verdächtigen.
Nur wir Konsumenten sind nicht nicht der Grafik abgebildet. Das liegt daran, dass wir selbst kein CO2 ausstoßen. Das bedeutet aber mitnichten, dass wir nicht für den CO2 Ausstoß verantwortlich wären.
Denn diese Grafik zeigt, wo die Emissionen entstehen. Und natürlich entstehen die Emissionen nicht, wenn wir zu Hause den Käse essen oder wenn wir den Strom abnehmen. Sondern die Emissionen entstehen eben in der Energiewirtschaft, die das Kraftwerk betreibt oder in der Landwirtschaft, wenn die Milch vom Bauernhof zur Molkerei geschafft wird.
Wer ist für Treibhausgasemissionen verantwortlich?
Deshalb ist es wichtig, sich eine andere Grafik anzuschauen. Es gibt nämlich nicht nur die Grafik, wer die Emissionen ausstößt, sondern auch eine Darstellung, wer die Emissionen triggert, d.h. wer für die Emissionen verantwortlich ist.
Für unseren Konsum verbraucht jeder in Deutschland ca. 12 Tonnen CO2-Äquivalente. Spannend ist übrigens dabei: Multipliziert man diese Zahl mit der Anzahl der Einwohner (ca. 83,1 Mio.) kommt man auf 965 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Das sind 20% mehr als in der oberen Grafik als es um die Entstehung ging. Im Bericht wird auf die Differenz nicht eingegangen. Ich kann sie mir nur so erklären, dass die Emissionen „importiert“ werden, d.h. sie entstehen in anderen Ländern bei der Herstellung von Produkten, die dann in Deutschland gekauft werden. Wahrscheinlich sind die Warenströme viel vielschichtiger und die 20% ist nur der Netto-Import.
Das ist bereits der erste Hinweis, dass du tatsächlich etwas bewirken kannst. Denn selbst wenn es Gesetze gäbe, dass in Deutschland alle Sektoren ihre Emissionen auf 0 runter fahren, gäbe es immer noch 1,9 Tonen pro Einwohner.
Dann lohnt es sich noch auf die Trigger für die Ausstöße zu schauen. Der größte Block mit 40% ist „Sonstiger Konsum“ wie z.B. Bekleidung, Haushaltsgeräte und Freizeitaktivitäten. Konsum ist genau das, wofür wir uns jeden Tag entscheiden – jeder einzelne von uns. Wir können uns entscheiden, klimafreundlich zu konsumieren oder klimaschädlich. D.h. wir sind diejenigen, die es in der Macht haben. Nicht irgendein großer Konzern, der nicht durch die Politik reguliert ist. Nein, wir selbst. Denn dieser große anonyme Konzern, der sich nicht ums Klima schert und viel CO2 in die Welt pustet, kann dies nur, weil wir seine Produkte kaufen.
Der sonstige Konsum ist wohl die offensichtlichste Kategorie, um zu zeigen, dass wir sehr wohl etwas beeinflussen können. Doch auch in den anderen Bereichen sind wir nicht machtlos ausgeliefert. Mit 15% der Treibhausgas-Emissionen schlägt unsere Ernährung zu buche. Und da dürfte sich auch bis zum letzten herumgesprochen haben, dass wir sehr wohl Entscheidungen treffen. Das gleiche gilt auch für den Strom und der Mobilität. Schwieriger wird es bereits beim Heizen und gar nicht direkt beeinflussen können wir die öffentlichen Emissionen. Die schlagen mit 6% zum Glück aber auch nicht so stark zu Buche.
Auch wenn wir natürlich nicht ohne Wohnung, Essen und Kleidung leben können, haben wir die Möglichkeit unseren CO2-Fußabdruck zum großen Teil selbst zu gestalten.
Was kann ich tun, um das Klima zu schützen?
Wenn ich also einen Großteil selbst beeinflussen kann, stellt sich natürlich die spannende Frage, was ich konkret tun kann, damit weniger schädliche Treibhausgase ausgestoßen werden. Damit dieser Artikel nicht super lang wird, werde ich hier nur die grundsätzlichen Optionen beschreiben und in anderen Artikeln näher auf die Themen eingehen.
Beim allgemeinen Konsum gibt es grundsätzlich 3 Strategien, wie du sicher stellst, dass weniger klimaschädliche Emissionen deinetwegen ausgestoßen werden.
- Auf Konsum verzichten
- Gebrauchte Produkte kaufen
- Klimafreundliche Produkte kaufen
Die erste Option ist offensichtlich. Wer z.B. keine neue Kleidung kauft, für den muss auch keine produziert und transportiert werden. Diese Strategie ist für viele Produkte, die wir konsumieren, eine sehr gute Option. Denn es ist nicht nur nachhaltig, weniger zu besitzen. Es macht mich zum Beispiel auch glücklicher, minimalistisch zu leben. Aber natürlich geht das nicht für alles. Denn irgendwann sind die Klamotten kaputt oder ich brauche aus irgendeinem anderen Grund etwas Neues. Zusätzlich will ich natürlich auch nicht den ganzen Tag einfach zu Hause hocken, sondern etwas tun. Also komplett auf Konsum zu verzichten ist weder sinnvoll noch gesund für meine Psyche.
Die zweite Option nutze ich gerne für Produkte, die ich nicht so lange brauche, wie zum Beispiel Kinderkleidung. Es macht aus meiner Sicht wenig Sinn, neue Kinderkleidung zu kaufen. Denn in ein paar Monaten muss ich aussortieren. Dennoch ist es auch für andere Dinge sinnvoll, auf gebrauchte Optionen zurückzugreifen. Doch sollte man sich bewusst machen, dass durch den Kauf von gebrauchten konventionellen Produkten im Endeffekt auch wieder die Hersteller gestärkt werden, die diese Produkte ursprünglich hergestellt werden. Denn häufig werden die Produkte ja bereits mit dem Gedanken gekauft, dass man sie ja später weiter verkaufen kann. Und wenn etwas unverkäuflich ist, wird es vielleicht gar nicht das erste Mal gekauft.
Die dritte Strategie befolge ich gerne bei Produkten, die ich länger um mich herum haben möchte oder wenn ich zum Beispiel für unsere Kleine doch einmal etwas Neues haben möchte. Auch meine eigene Kleidung kaufe ich lieber neu bei Ökolabels als konventionell gebraucht. Denn so kann ich die nachhaltigen Hersteller unterstützen. Wenn diese größer und zur Gefahr für die konventionellen Hersteller werden, dann werden auch die konventionellen Hersteller sich bewegen und selbst ihre eigenen Prozesse hinterfragen und nachhaltiger produzieren.
Die dritte Strategie lässt sich auch wunderbar auf die anderen Bereiche wie Ernährung, Mobilität, Strom und den ökologischen Fußabdruck des Internets übertragen.
Mit meinen eigenen Konsumentscheidungen kann ich also eine ganze Menge dazu beitragen, um das Klima zu schützen. Wie gut meine eigene Klimabilanz ist und wie ich das Klima schützen kann, beschreibe ich ein einem anderen Artikel. Und natürlich bin ich nur ein kleiner Teil. Doch wenn viele diese Entscheidungen treffen, bewegen wir etwas.