Für die meisten wird das Jahr 2021 als das Corona Jahr in die Geschichte eingehen. Für mich ist das Jahr 2021 das Jahr, in dem ich eselva gegründet habe. Es ist das Jahr, in dem ich mein privates Interesse für Nachhaltigkeit und Minimalismus öffentlich gemacht habe. Es ist das Jahr, in dem ich aufgestanden bin und nicht nur in meinen eigenen 4 Wänden etwas tun wollte, sondern in dem ich beschlossen habe, die Welt mit meinen Mitteln zu verbessern.
Die Anfänge
Den Gedanken, die Welt zu verbessern, hatte ich bereits mal als ich noch zur Schule ging. Damals beschäftigte ich mich mit vielen gesellschaftlichen Themen. Ich hatte viele Ideen und habe mit Leuten aus meinem Umfeld darüber gesprochen. Nur irgendwie interessierte sich keiner dafür. In so einer Situation gibt es zwei Optionen: entweder man sucht sich Leute, die genau so denken wie man selbst, oder man zieht sich zurück. Ich habe mich damals für die zweite Option entschieden. Denn mein Fazit war damals: die Welt will gar nicht verbessert werden. Jeder möchte eigentlich nur sein eigenes Leben in Ruhe leben.
So hielt ich das dann auch mit dem Thema Nachhaltigkeit. Ich habe ich darauf geachtet, dass ich so nachhaltig wie möglich lebe. Auf andere habe ich dabei wenig geachtet. Im Gegenteil, ich fand das Missionarstum einiger meiner Bekannten extrem nervig und wenig zielführend. Denn jeder, der zwar offen – aber nicht auf Nachhaltigkeit geachtet hatte – meinte nach einem solchen Missionarskontakt: „nee du, Nachhaltigkeit ist nichts für mich“.
Mein Umdenken kam 2019. Unsere Tochter war gerade ein paar Monate alt und wir sind mit dem Wohnmobil auf Europareise. In dieser Zeit wird das Thema Nachhaltigkeit für mich von einer Privatangelegenheit zu einer öffentlichen Angelegenheit. Denn nun war ich direkt vom Müll der anderen betroffen. Jetzt konnte ich nicht mehr wegsehen, wenn meine Kleine durch die Straßen krabbelte und dabei alle 2 Meter eine Zigarettenkippe oder anderen Unrat umschiffen musste. Deswegen habe ich beschlossen, etwas zu tun.
Normalerweise setzten sich Aktivisten und Politiker für das Thema Nachhaltigkeit ein. Ich bin jedoch weder ein Aktivist noch ein Politiker. Ich habe die letzten Jahre erst Teams von Online-Unternehmen und später ein ganzes Online-Unternehmen geleitet. Das kann ich. Das liebe ich. Und ich glaube, dass Unternehmen einen sehr großen Einfluss darauf haben, wie nachhaltig Menschen konsumieren. Nicht nur wegen der Werbung, sondern vor allem wegen des Angebots. Und deshalb glaube ich, dass ich gerade als Unternehmer einen Unterschied machen kann, um die Welt nachhaltiger zu gestalten.
Ziele 2021
Anfang 2021 war es dann so weit. Wir waren zurück von unserer Europareise, hatten uns in unserer neuen Wohnung eingelebt und unsere Kleine war in die Kinderkrippe eingewöhnt. Ich war bereit, meine Vision, die Welt nachhaltiger zu gestalten, umzusetzen. Als dann Anfang des Jahres auf LinkedIn die #climatechallenge2021 die Runde machte, habe ich meine Ideen als Ziele formuliert und sie für alle sichtbar geteilt.
Nachhaltigkeitsziel 1: Ich habe mein Unternehmen für nachhaltige Konsumgüter gegründet und der eCommerce Shop läuft
Bei diesem Ziel dachte ich: Das schaffe ich mit links. Denn immerhin habe ich bereits Erfahrungen als Geschäftsführerin eines Unternehmens, habe mit Anwälten und Behörden zu tun, habe eigene Webseiten erstellt und im Marketing war ich auch schon sehr lange zumindest operativ begleitend tätig. Was sollte da also schief gehen?
Tatsächlich eine ganze Menge 😉 Denn wenn ihr heute (Anfang Januar) auf die Seite eselva schaut, seht ihr einen Blog und immer noch eine Coming Soon Seite für den Shop.
Diese Coming Soon Seite gibt es seit Mai. So eine Seite zu erstellen dauert ungefähr 2 Tage. Was habe ich also die ganze Zeit vorher und nachher gemacht?
Die Kurzfassung: Zu Beginn des Jahres wusste ich zwar, dass ich einen Shop haben möchte. Doch ich wusste noch nicht, welche Produkte ich anbieten möchte. Auch wusste ich noch nicht, wie ich eigentlich nachhaltige Produkte von nur angeblich nachhaltigen Produkten unterscheiden kann. Also, habe ich mich auf die Suche nach Produktkategorien und Produkten gemacht, habe viel darüber gelernt, wo man Produkte herbekommt, wie man sie lagert, transportiert, einpackt etc. Ein weiterer großer Block war die Namenssuche. Tatsächlich habe ich ungefähr vier Monate und eine erste kleine Krise gebraucht, um den Namen eselva zu finden. Hier geht’s zur Geschichte hinter dem Namen eselva.
Nachdem ich dann endlich einen Namen hatte und so ungefähr wusste, welche Produkte ich anbieten möchte, habe ich einen Testshop aufgebaut, um viele meiner Annahmen und Produktideen zu testen. Je mehr ich mich mit meinen Annahmen und nachhaltigen Produkten beschäftigt habe, desto mehr Shops und Produkte habe ich entdeckt, die ähnliches wie ich wollten. Also habe ich mich gefragt: wenn es bereits so viele nachhaltige Sachen gibt, warum leben dann so viele nicht so nachhaltig wie sie wollen?
Möchtet ihr auch gerne nachhaltiger leben als ihr es tut?
Wenn ja, dann geht es Euch wie den meisten, die ich im Sommer zum Thema Nachhaltigkeit interviewen habe. Viele haben einfach nicht die Zeit, sich durch Produkte, Zertifikate, Inhaltsstoffe und so weiter durchzuwühlen und gleichzeitig noch arbeiten zu gehen, Kinder zu betreuen und vielleicht am Abend doch noch ein Buch zu lesen. Diejenigen, die am nachhaltigsten lebten, haben immer sehr viel Zeit in die Suche nach Informationen reingesteckt. Und diejenigen, die gerne nachhaltiger leben möchten, wünschten sich vor allem Zeit, Informationen zusammen zu suchen und/oder verlässliche Informationsquellen.
Deswegen nimmt jetzt dieser Nachhaltigkeitsblog einen so großen Teil bei eselva ein. Ich und hoffentlich auch bald mein Team machen für Euch den Research, damit ihr Euch nicht jeden Abend hinsetzen müsst. Zum Beispiel habe ich mich ganz lange gefragt, ob es wirklich nachhaltig ist, Bambusprodukte aus China hierher zu schiffen statt einfach heimische Hölzer zu nutzen.
Der Shop startet erst einmal kleiner – Anfang 2022 mit einem einzelnen Produkt, einer Bambuszahnbürste. Ja, Bambuszahnbürsten kann man mittlerweile fast überall kaufen. Doch mit irgendetwas muss man anfangen. Eine Zahnbürste ist gut geeignet, um einmal den ganzen Prozess vom Hersteller finden, über die Produktion, die Qualitätssicherung mithilfe von externen Laboren, den Zoll, die Lieferung und die ganze Logistik eines Produktes kennen zu lernen. Außerdem habe ich mich entschieden, keine einfache Wegwerfzahnbürste anzubieten, sondern eine, bei der man nur die Köpfe austauscht und die damit noch nachhaltiger ist.
Nachhaltigkeitsziel 2: Ich habe das erste Design für ein eigenes nachhaltiges Produkt
Vor diesem Ziel hatte ich Muffensausen. Denn ich konnte mir Anfang des Jahres noch nicht wirklich vorstellen, wie es gehen sollte. Doch im Nachhinein erwies sich dieser Schritt als gar nicht so schwer. Ich habe zunächst einige Produktdesigner auf Fiverr angeschrieben und mit ihnen Fragesessions gebucht. So habe ich viel besser verstanden, wie eigentlich Produktentwicklung abläuft. Dann habe ich einen der Designer ausgewählt – jemanden mit einem eher technischen Background. Denn während ich beim visuellen Design definitiv mitreden möchte, habe ich wenig Ahnung von der Technik und von Materialien. Deshalb können mir da Ingenieure besser helfen.
Und ich bin stolz zu sagen, dass wir mittlerweile für zwei Produkte Designs entwickelt haben und bereits Prototypen für die Produkte haben. Heutzutage lassen sich ja Prototypen bereits sehr einfach mittels 3D-Druck herstellen. Diese sind zwar aus Nylon und nicht aus dem endgültigen Material, doch so lässt sich bereits die Funktionsfähigkeit gut nachvollziehen.
Die beiden Produkte sind eine Zahnbürste, die nicht mehr weggeworfen werden muss und ein Zahnseidehalter. Beide Produkte sollen dabei helfen, den Alltag im Bad noch nachhaltiger zu gestalten.
Dieses Ziel habe ich sozusagen übererfüllt :-)))
Nachhaltigkeitsziel 3: Ich stelle jede Woche ein Video auf YouTube, um andere Unternehmer zu inspirieren, ihre eigenen Unternehmen nachhaltiger zu gestalten
Wen der gesamte Prozess rund um die Gründung von eselva und womit sich ein Gründer so alles beschäftigt detailliert wissen möchte, der sollte mal auf meinem YouTube Kanal Constance Landsberg reinschauen. Da nehme ich alle Interessierte mit, was mich die ganzen Monate so beschäftigt hat.
Und damit kommen wir bereits zum dritten und letzten Ziel. Warum habe ich überhaupt einen YouTube-Kanal gestartet obwohl ich doch bereits alle Hände voll mit der Unternehmensgründung hatte? Der Hauptgrund besteht darin, dass ich als junges Unternehmen alleine noch nicht viel bewegen kann. Ich glaube jedoch, dass ich durch eine Plattform wie YouTube, andere begeistern kann, ebenso nachhaltige Unternehmer zu werden.
Und ich glaube, dass nachhaltige Unternehmen dann auch der Schlüssel dabei sein werden, dass unsere gesamte Welt nachhaltiger sein wird. Aktivisten sind wichtig, um auf Themen hinzuweisen. Politiker sind wichtig, um einen guten Rahmen zu schaffen. Doch wenn die Unternehmer nicht auch einen nachhaltigen Blick haben, wird es immer wieder welche geben, die Schlupflöcher finden. Deshalb ist es so wichtig, dass Konsumenten eine echte Wahl haben und sich so für wirklich nachhaltige Produkte entscheiden können.
Bei dem einen Video pro Woche ist es nicht geblieben. Ich habe Mitte des Jahres von einem wöchentlichen auf einen zweiwöchentlichen Rhythmus umgestellt. Damit kann ich immer noch einen Kanal aufbauen und andere zur Nachhaltigkeit inspirieren – gleichzeitig habe ich mehr Zeit, mich um eselva zu kümmern.