Zu einem nachhaltigen Alltag gehört ebenso nachhaltige Körperpflege. Und dazu gehört für viele ab der Pubertät auch ein Deo. Denn wir haben uns daran gewöhnt, dass wir die Körpergerüche eklig finden. Ich gehöre definitiv dazu. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie die Leute das im Mittelalter ausgehalten haben.
Wie entsteht „Schweißgeruch“?
Um zu verstehen, wie ein Deo funktioniert, muss man wissen, wie der Geruch entsteht. Am Anfang ist das Schwitzen. Dies ist ein natürlicher Prozess unseres Körpers, hauptsächlich um die Körpertemperatur zu regulieren und um für den Körper unnötige Stoffe auszuschwemmen.
Wir haben bei uns im Körper zwei Arten von Schweißdrüsen:
- Kleine Schweißdrüsen (ekkrine Schweißdrüsen), die fast überall auf der Haut zu finden sind. Aus denen kommt hauptsächlich Wasser, etwas Salz und Aminosäuren. Der pH-Wert ist insgesamt eher sauer und hält damit auch die Bakterien auf der Hautoberfläche in Schach.
- Große Schweißdrüsen (apokrine Schweißdrüsen), die unter den Achseln, in den Leisten und dem Genitalbereich zu finden sind. An diesen Schweißdrüsen sind sozusagen noch Duftdrüsen angeschlossen und es wird nicht nur der normale Schweiß abgesondert, sondern auch noch das Sekret aus den Duftdrüsen: Das abgegebene Sekret ist zähflüssig, fetthaltig und leicht basisch.
Der Geruch entsteht durch den Abbau der Fette im Schweiß durch Bakterien zu Ameisensäure und Buttersäure. Vor allem die Buttersäure riecht sehr unangenehm – vielleicht erinnert ihr euch da ja noch an euren Chemieunterricht.
Wie funktioniert ein DEO?
Um den Geruch zu bekämpfen gibt es jetzt drei Möglichkeiten:
- Schwitzen verhindern
- Bakterien bekämpfen
- Geruch überlagern
Das „Schwitzen verhindern“ versucht eine Unterkategorie der Deos, die sogenannten Antitranspirante. Außerhalb der Naturkosmetik werden dafür verschiedene Aluminiumsalze genutzt. Diese sorgen dafür, dass sich die Schweißdrüsen verengen und zum Teil verstopft werden. In der Naturkosmetik wird diese Verengung der Drüsen zum Beispiel durch Salbei erreicht. Wenn die Drüsen verengt sind, kommt weniger Schweiß raus und vor allem auch weniger des Sekrets aus den Duftdrüsen, was zähflüssiger ist und mehr Fette enthält. Da die Bakterien ja genau diese Fette futtern und als stinkende Säuren wieder ausscheiden, gibt es einfach weniger Futter, wenn die Schweißdrüsen kleiner sind.
Alle Deos versuchen, die Bakterien zu bekämpfen. Denn Schweiß an sich ist ja geruchlos und bleibt es ohne Bakterien auch. Dann trocknet er einfach irgendwann und gut ist. Deshalb gibt es in allen Deos antimikrobielle Substanzen. Die töten die Bakterien einfach ab. Zum Beispiel kann man dafür Alkohol nehmen oder Titanoxid. In der Naturkosmetik nimmt man auch hier wieder häufig Salbei oder andere Kräuter. Denn der wirkt nicht nur adstringierend, sondern auch noch antibakteriell und ist dabei recht mild. Nicht ganz so mild, aber dafür doppelt wirksam ist Natron. Das wirkt einerseits desodorierend und gleichzeitig neutralisiert es die durch die Bakterien entstandenen Säuren und lassen daraus wieder Salze werden.
Die dritte Möglichkeit mit Geruch umzugehen, ist ihn einfach zu überdecken. Das kann durch jeden beliebigen Duftstoff geschehen. Die meisten Deos haben irgendwelche Duftstoffe zugesetzt.
Verpackung von Deos
Deos kommen in allen möglichen Formen. Sowohl Deosticks, Deocreme als auch Deospray kann nachhaltig sein. Das hängt im wesentlichen von den Inhaltsstoffen und der Verpackung ab.
Bei der Verpackung gibt es im Endeffekt drei Dinge zu bedenken: welche Auswirkung hat die Herstellung, wie einfach lässt sich das Produkt nutzen und wie sieht es mit dem Müll aus?
Um sich dem ganzen einfach zu nähern, schließe ich zunächst bestimmte Verpackungen aus. Wenn es Alternativen gibt, vermeide ich immer Plastik. Denn die möglichen negativen Effekte am Ende der Kette sind einfach zu groß. Damit fallen eine ganze Reihe von Produkten einfach weg: Stick in der Plastikhülse, Plastiktiegel. Aber auch der Glasroller mit dem Plastikdeckel, den man nur so im Ganzen im Restmüll entsorgen kann, muss nicht sein.
Anders sieht es dabei mit Sprays in der Glasflasche aus. Der Zerstäuber ist zwar auch aus Plastik. Doch gibt es z.B. bei Weleda eine Nachfüllflasche, so dass du den Plastikzerstäuber immer weiter nutzen kannst und nicht wegwerfen musst
Also sind jetzt noch im Rennen: Deokristall mit Korkuntersetzer, Deostick in der Papphülse, Deocreme im Glastiegel und das Deospray in der Glasflasche.
Kork
Was die Herstellung angeht, ist der Kork der nachhaltigste, da dieser wenig weiter verarbeitet werden muss. Zudem müssen keine Bäume gefällt werden, da nur die Rinde genutzt wird. Da Kork leicht bricht, ist es nur als Verpackung für einen Deokristall geeignet. Wie nachhaltig ein Deokristall ist, schauen wir uns bei den Inhaltsstoffen an.
Glas
Glas ist wohl am wenigsten nachhaltig in dieser Runde. Einerseits benötigt es sehr hohe Temperaturen und damit sehr viel Energie bei der Herstellung und durch das hohe Gewicht verbraucht es auch viel Energie beim Transport. Glas ist überall da besonders gut, wo es wiederverwendet wird. Die Firma Fair Squared hat genau diesen Gedanken aufgegriffen und ein Mehrwegsystem entwickelt. Das ist für stationäre Einzelhändler sicher sehr interessant. Für einen Onlinehändler wie eselva ist das aus meiner Sicht nicht sinnvoll, da die Gläser viel zu viel hin- und hergesendet werden müssen.
Papphülse
Die Papphülse gibt es als Recycling- oder Frischfaserversion. Bei der Produktion aus frischen Fasern wird auch viel Energie, Wasser und einige Chemikalien benötigt. Zusätzlich braucht es die Bäume als Rohstoff. Dagegen ist Recyclingpappe sehr nachhaltig. Denn es braucht weder die Chemikalien für die Herstellung des Zellulosebreis noch braucht es so viel Energie und Wasser.
Einen spannenden Weg, um die Vorteile von einer Hülse mit Drehmechanismus und dem Vermeiden von Einwegplastik zu verbinden, haben Wild und Holy Pit gewählt. Sie haben einerseits einen wiederverwendbaren Deobehälter und dann gibt es Nachfüllpackungen aus Papier.
Inhaltsstoffe von Deos
Deokristalle
Am besten schauen wir uns den „elephant in the room“ gleich zu Beginn an. Wie nachhaltig ist also ein Deokristall. Denn aus Verpackungssicht wäre es am nachhaltigsten, einen Deokristall zu nutzen, der in Kork eingepackt ist. So ein Deokristall besteht nur aus einem Inhaltsstoff, dem Alaun. Alaun ist ein Aluminium-Salz, meist Kalium-Aluminium-Sulfat. Es gibt viel Kritik zum Aluminium. Daraufhin hat man untersucht, wie schädlich es wirklich ist. Bisher konnten die Vorwürfe nicht bestätigt werden. Doch selbst wenn es für uns gesund ist, ist immer noch der Aspekt der Herstellung. Dieser ist sehr aufwändig und zusätzlich hinterlässt der Abbau der Rohstoffe ziemliche Umweltschäden.
Deosticks brauchen nicht mehr als 15 Inhaltsstoffe
Aus Verpackungssicht sind nach den Deokristallen in Kork die Deosticks in Pappe/Papier am nachhaltigsten. Um herauszufinden, was eigentlich so in Deos drin ist, habe ich mir mal alle in Papier oder Pappe angebotenen Deos bei Avocadostore angeschaut. Das waren 32 Deos von 7 Marken.
Spannend fand ich bereits, dass es einige nachhaltige Deos gab, die mit weniger als 10 Inhaltsstoffen auskommen und einige sogar über 30 Inhaltsstoffe hatten.
Als jemand, der einen minimalistischen Lifestyle mag, finde ich grundsätzlich weniger Inhaltsstoffe erst einmal sympathischer.
Denn das bedeutet auch, dass weniger Zulieferer gemanaged werden müssen. Mit weniger Zulieferern ist es auch einfacher auf die nachhaltige Herstellung bzw. den nachhaltigen Anbau zu kontrollieren.
Es braucht natürlich nicht mehr als 30 Wirkstoffe in einem Deo. Stattdessen gibt es in jedem Deo meist ein oder zwei Wirkstoffe. Dazu kommen dann noch Pflegemittel, Füllstoffe, Emulgatoren, Konservierungsstoffe und Duftstoffe.
Häufige Wirkstoffe von Deosticks
Wirkstoff | Wirkung | Nachhaltigkeit |
---|---|---|
Natron ++ | – reduziert Bakterien – neutralisiert Säuren | – Kurze Transportwege – Etwas Energie nötig – „Abfallstoff“ Kalziumchlorid |
Zinksalz der Ricinolsäure ++ | absorbiert Gerüche | – Lange Transportwege – Viel Energie nötig |
Citronensäure Triethylester +++ | absorbiert Gerüche | – Kurze Transportwege – Wenig Energie nötig – Wenig Abfall |
Lactylmilchsäureester Natriumsalze – | tötet Bakterien ab | – Lange Transportwege – Viel Energie – Fettsäuren stammen aus Palmöl, für das Regenwälder gerodet werden. |
Salbei +++ | – zieht die Poren zusammen – hemmt Bakterienwachstum | – Kurze Transportwege – Etwas Energie nötig – Wenig Abfall |
Natron
20 der 32 Deos nutzen Natron als Wirkstoff für das Deo. Natron wirkt in doppelter Hinsicht im Deo.
- Natron wirkt anti-bakteriell. Der Grund liegt daran, dass Natron hygroskopisch ist, d.h. es zieht Wasser an. Es entzieht den Bakterien sowohl das Wasser in der Umgebung als auch aus den Bakterien selbst. Damit können sie nicht überleben.
- Natron neutralisiert die Säuren. Überleben es einige Bakterien doch, produzieren sie Säuren, die unangenehm riechen. Da Natron leicht basisch ist, reagiert es mit den Säuren und verwandelt diese zu Salzen.
Damit ist Natron ein perfekter Deo-Wirkstoff. Zusätzlich ist er auch noch recht sanft und greift die Haut nicht an. Ist Natron jedoch nachhaltig?
Natron wird auf zwei Möglichkeiten hergestellt:
1) Abbau von Nahcolith oder Trona (Trona-Verfahren): Beides sind Natronkristalle, die in der Nähe von Salzseen zu finden sind. Diese werden dann zermahlen, in Wasser gelöst und von Begleitstoffen gereinigt.
2) Gewinnen aus Salz (Solvay Verfahren): Dafür wird zunächst Kalk gebrannt, um Kohlenstoffdioxid und Kalziumoxid zu gewinnen. Das Kohlenstoffdioxid wird dann mit Ammoniak in eine Salzlösung eingeleitet. Daraus entsteht dann Natron und Salmiak. Das Salmiak wird dann mit dem Kalziumoxid zusammen gebracht und reagiert zu Ammoniak und Kalziumchlorid. Der Ammoniak kann dann wieder verwendet werden und für Kalziumchlorid gibt es auch viele Anwendungsfälle. Dennoch wird es oft einfach in Abfallbecken entsorgt und kann dort beim Versickern zur Wasserverschmutzung führen kann.
In den USA, wo es die meisten Trona Vorkommen gibt, wird meist Natron aus Trona gewonnen und in Europa und in Asien wird Natron hauptsächlich aus Salz im Solvay Verfahren gewonnen. Weltweit ist der größte Produzent für Natron wie bei vielen Produkten China gefolgt von den USA. In Deutschland werden ca. 450.000 Tonnen produziert und diese decken fast den gesamten Natronbedarf. Es werden nur ca. 7% des Bedarfs importiert.
Natron ist verhältnismäßig gut nachhaltig.
Zinc Ricinoleate
5 Deos nutzen Zinc Ricinoleate, das Zinksalz der Ricinolsäure. Zinc Ricinoleate beeinflusst weder die Schweißmenge noch die Aktivitäten der Bakterien. Stattdessen absorbiert es einfach die Gerüche der Bakterien. Wie das genau funktioniert, ist noch nicht komplett erforscht. Man nimmt jedoch an, dass sich die Verbindung in Wasser löst, so dass die Duftmoleküle am Zink andocken.
Mit Zink Ricinoleat bleibt die komplette Hautflora erhalten weshalb die Deos besonders sensitiv sind. Das klingt schon einmal ganz gut. Doch wie nachhaltig ist ein Deo mit Zink Ricinoleat?
Um Zink Ricinoleat herzustellen, wird zunächst Ricinolsäure aus Rizinusöl gewonnen und dann mit Zinkoxid versetzt. Dadurch entsteht dann das Zinksalz der Ricinolsäure. Diese Reaktion findet bei Raumtemperatur statt und braucht daher relativ wenig Energie. Um jedoch das Zinkoxid herzustellen braucht es vergleichsweise viel Energie: das Zink wird aus Zinkerzen gewonnen. In Europa gibt es keine nennenswerten Zinkvorkommen, weshalb der Zink hauptsächlich aus Australien und China importiert werden muss. Dann muss das Zink verbrannt werden, um Zinkoxid zu haben.
Das Zinksalz der Ricinolsäure ist meiner Einschätzung nach einigermaßen nachhaltig. Es gibt jedoch nachhaltigere Alternativen.
Triethyl Citrate
Triethyl Citrate bzw. Citronensäure-Triethylester wird von 5 Deos genutzt. Ähnlich wie Zink Ricinoleat wirkt auch Triethyl Citrate – nämlich als Geruchsabsorber. Auch hier wird die natürliche Hautflora nicht beeinflusst.
Citronensäure-Triethylester stellt man her, indem man Zitronensäure mit Alkohol zusammenbringt. Anders als der doch recht chemisch aussehende Name vermuten lässt, sind beim Triethyl Citrate nur natürliche Inhaltsstoffe vorhanden. Sowohl Zitronensäure als auch Alkohol werden durch Fermentieren gewonnen. Für die Zitronensäure werden dazu Schimmelpilze genutzt und für den Alkohol Hefepilze.
Die gesamte Produktion ist recht energiearm und bisher der nachhaltigste Deowirkstoff.
Sodium Caproyl/Lauroyl Lactylate
Der Name Sodium Caproyl/Lauroyl Lactylate bzw. Lactylmilchsäureester Natriumsalze klingt zunächst unglaublich chemisch. Doch auch hier werden hauptsächlich natürliche Inhaltsstoffe zusammen gebracht. Es wird aus Natriumlaktat und dem Gemisch der beiden Fettsäuren Laurinsäure und Caprinsäure hergestellt.
- Natriumlaktat bekommt man, indem man Natriumhydroxid (Ätznatron) und Milchsäure mischt
- Caprinsäure wird aus Kokosöl oder Palmöl gewonnen
- Laurinsäure wird hauptsächlich aus Lorbeeröl gewonnen, kommt aber auch in Kokos- und Palmöl vor
Das Ergebnis ist eine ölige Substanz. Diese wirkt antimikrobiell, d.h. es tötet die Bakterien ab.
Problematisch am Lacylmilchsäureester Natriumsalze könnte ist vor allem die Gewinnung aus Palmöl. Die Ölpalme braucht ein tropisches Klima. Um die steigende Nachfrage nach Palmöl zu decken, werden vor allem im Südostasien immer mehr Regenwälder abgeholzt, um Ölpalmenplantagen anzulegen. Es gibt mit RSPO zwar eine Initiative, deren Mitglieder sich eigentlich darauf verständigt haben, das nicht zu tun. Dennoch wird es nicht wirklich umgesetzt.
Daher würde ich Sodium Caproyl/Laroyl Lactylate nicht als nachhaltig bezeichnen.
Salbei
Ein Unternehmen hat Salbeiextrakt mit beigemischt. Interessanterweise deklarieren sie dies als Duftstoff und nicht als Wirkstoff. Dabei hat Salbei viele positive Wirkungen, um ihn als Deowirkstoff einzusetzen. Salbei wird adstringierend, d.h. die Poren ziehen sich zusammen und lassen daher weniger Schweiß raus. Die ätherischen Öle und Gerbstoffe wie z.B. die Rosmarinsäure des Salbeis hemmen das Wachstum von Bakterien. Damit greift Salbei den Geruch bei der Wurzel.
Da der Salbei jedoch weder die Poren komplett verstopft noch alle Bakterien abtötet, braucht ein wirksames Salbei-Deo auch noch einen Geruchsabsorber. Deshalb Julu zusätzlich zu Salbei auch noch die beiden anderen Wirkstoffe Zitronensäure-Triethylester und Lactylmilchsäureester Natriumsalze ein.
Ist Salbei ein nachhaltiger Deo Wirkstoff? Der lavendelblättrige Salbei, der oft genutzt wird, wächst in Frankreich und Spanien und der Echte Salbei wächst auch im Mittelmeerraum. Damit sind die Wege recht kurz.
Beim Salbei werden aus den Blättern die ätherischen Öle und Gerbstoffe als Hydrolat, d.h. mithilfe von Wasser ausgelöst. Es gibt (außer den Pflanzen) keinen Abfall. Die Herstellung des Kräuterexktrakts braucht etwas Energie, damit das Wasser verdampfen und wieder kondensieren kann.
Salbei ist meiner Einschätzung nach ein nachhaltiger Deowirkstoff.
Fazit
Basierend auf den Inhaltsstoffen wäre eine Kombination aus Salbei und Zitronensäure-Triethylesther das nachhaltigste Deo.