Auf den ersten Blick ist ein Deokristall super nachhaltig. Man kauft ihn einmal und er hält dann ein Jahr. Wenn er dann noch im Korkmantel kommt wie der von Biork ist er sogar plastikfrei.
Wie funktioniert ein Deokristall
Ein Deokristall steht aus Alaun-Kristall. Alaun ist ein Aluminium-Salz, meist Kalium-Aluminium-Sulfat (Potassium Alaun) oder manchmal auch Ammonium-Aluminium Sulfat (Ammonium Alaun). Wie auch andere Aluminiumsalze in herkömmlichen Deos wirkt der Deokristall auf zwei Wegen: Schweißdrüsenausgänge ziehen sich zusammen und das Aluminium bildet mit den körpereigenen Proteinen eine Art Gel, die Schweißkanäle verstopfen. Zusätzlich wirkt Alaun auch noch anti-bakteriell, tötet also die Bakterien ab.
Nun liest man immer wieder, dass Aluminium in Deos schädlich ist, weil sie Alzheimer und Brustkrebs hervorrufen sollen. Die Überlegung ist: man hat bei Alzheimer-Patienten erhöhte Aluminiumkonzentrationen im Gehirn gefunden und bei Brustkrebs-Patienten im Tumorgewebe. Allerdings ist es noch unklar, ob das Aluminium die Ursache ist. Es könnte auch sein, dass sich Aluminium als Folge der Krankheit ansammelt. Denn es werden z.B. im Brusttumorgewebe auch andere Metalle eingelagert.
Um den herauszufinden, ob das Aluminium im Antistranspirant einen Effekt haben kann, wurden einige Studien durchgeführt. Dabei stand im Fokus herauszufinden, ob das Aluminium überhaupt über die Haut in den Körper eindringt. Dabei ist herausgekommen, dass dies nur zu einem sehr kleinem Teil möglich ist. Stattdessen wird viel mehr Aluminium zum Beispiel über die Nahrung aufgenommen. Doch auch dieses Aluminium wird hauptsächlich wieder ausgeschieden. Nur bei extrem hohen Dosen wird Aluminium im Körper angesammelt – hauptsächlich in den Knochen und im Darm. Da wirkt es dann giftig, da es den Kalzium- und Phosphorstoffwechsel stört. Doch im normalen Alltag scheint es nicht möglich zu sein, so hohe Dosen aufzunehmen. Dies betrifft eher einige Medikamente oder Arbeiter in der Aluminiumverarbeitung, die regelmäßig hohen Dosen an Aluminiumdämpfen ausgesetzt sind.
Deshalb hat das Bundesinstitut für Risikobewertung in seiner letzten Stellungnahme gesagt „Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den regelmäßigen Gebrauch von ACH-haltigen Antitranspirantien sind nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Kenntnisstand unwahrscheinlich.“
Hier noch die Quellen, auf die sich das BfR stützt: Drexler 2018, Klotz et al. 2017
Wie wird ein Deokristall hergestellt
Hersteller sagen ja gerne, dass Alaun ein natürliches Mineralsalz ist. Das suggeriert, dass Alaun so in der Natur vorkommt und damit der Deokristall nachhaltig ist.
Und das kommt es tatsächlich – in Form von Alunit. Auch hier in Europa z.B. in Vulkanischem Gestein. Den kann man sich jedoch nicht einfach so unter die Achseln reiben, denn er ist noch mit verschiedenen anderen Mineralien gemischt. Deshalb hat man im Altertum die Deokristalle so gewonnen, dass man den Alunit gebrochen, gebrannt, in Wasser gelöst und dann wieder verdampft hat. Später hat man Alaun aus Alaunschiefer gewonnen – ein Stein, der auch in Deutschland vorkommt. Allerdings sind alle diese Verfahren veraltet.
Heutzutage werden die Alaunkristalle aus Bauxit, Schwefelsäure und Kaliumchlorid gezüchtet. Als erstes wird das Bauxit (Aluminiumerz) in Schwefelsäure aufgelöst. Diese beiden Elemente reagieren zu Kieselsäure und Aluminiumsulfat. Dann werden Aluminiumsulfat und Kaliumsulfat zusammen gegeben und erhitzt, so dass sie sich gut lösen. Beim Abkühlen wachsen dann die Kristalle. Dabei entstehen große farblose Kristalle.
Während Schwefelsäure quasi ein Abfallprodukt der Erdölproduktion oder der Verhüttung von Erzen ist und Kaliumchlorid im Bergbau in Deutschland gewonnen wird, muss Bauxit im Tagebau – hauptsächlich in Australien, China und Guinea – abgebaut werden.
Und genau dieser Abbau von Bauxit im Tagebau hat einen großen Effekt auf unsere Umwelt. Denn dafür müssen häufig große Waldflächen gerodet werden. Idealerweise gibt es bereits bei Beginn des Abbaus einen Rekultivierungsplan. Doch ist die Rekultivierung mit zuvor ansässigen Pflanzen aufwändig und langwierig. Und es ist auch nicht sicher, dass sich auch die Tiere wieder ansiedeln.
Damit ist Alaun als Deokristall mitnichten das Naturprodukt, von dem einige Hersteller immer wieder sprechen.
Fazit
Auf den ersten Blick erscheint ein Deokristall sehr nachhaltig.
Nachdem ich die Fachartikel und Studien gelesen habe (glaubt mir, das war ganz schön anstrengend, sich durch die ganzen medizinischen Fachbegriffe zu wühlen), hätte ich persönlich aus gesundheitlicher Sicht kein Problem Alaun zu nutzen. Denn selbst wenn es einen Zusammenhang gäbe, ist die Aufnahmekapazität unserer Haut (sofern unverletzt) so gering, dass die Aufnahme von Aluminium durch unsere Nahrung viel höher ist.
Doch die Herstellung von Deokristallen erscheint alles andere als nachhaltig. Was einen nachhaltiges Deo ausmacht, könnt ihr in diesem Artikel lesen.